Montag, 1. Oktober 2012

Mein Leben hier

Jetzt ist schon ein Monat um, seitdem ich hier angekommen bin und alles vollkommen neu war. Inzwischen komme ich hier aber gut zurecht und fühle mich wohl. Auch mit meiner Familie bin ich immernoch total zufrieden. Mit Adriana (meine Gastmutter) kann ich über alles reden und mit ihr verstehe ich mich total gut. Sie arbeitet momentan nicht und ist deswegen viel zuhause. Ich bekomme immer als erstes mein Mittagessen und helfen darf ich schonmal gar nicht. Ich soll mich einfach hinsetzen und essen. Abends fragt sie mich dann immer, ob ich noch Hunger habe und stellt mir dann alles hin oder macht mir noch einen Tee. Mittags wird immer zusammen gegessen und abends isst dann jeder wann und was er will. Morgens esse ich auch immer alleine, weil wir alle zu unterschiedlichen Zeiten los müssen.
Mit Marcos (mein Gastvater) verstehe ich mich auch gut, aber unterhalte mich nicht so viel mit ihm, weil er sehr viel arbeitet. Er ist immer nur zum Mittag und nachmittags mal kurz zuhause und kommt dann auch erst spät abends wieder.
Lucas (der Sohn, 5 Jahre) kommt manchmal einfach in mein Zimmer, wenn ich die Tür aufhabe, guckt sich meine Sachen an und spielt mit denen. Gestern hat er meine Kamera entdeckt und hat erstmal wild drauflos geknipst. Aber solange er nichts kaputt macht oder frech wird habe ich da kein Problem mit und er ist auch sonst ganz süß. Er geht vormittags immer zur Schule und sitzt dann fast den ganzen Nachmittag vor dem Fernseher bzw. der Fernseher ist den ganzen Tag an und er spielt dann davor.
Was ich ein bisschen schade finde ist, dass die eigentlich gar nicht mal zusammen sitzen und quatschen oder was spielen. Aber es gibt auch kein richtiges Wohnzimmer sondern nur einen großen Esstisch und einen kleinen Tisch mit ein paar Stühlen, aber so gemütlich zum zusammensitzen ist das nicht. Die drei halten sich viel in ihrem Schlafzimmer auf, wo auch der Fernseher steht.
Die Mutter von Adriana (Renata) kommt auch oft vorbei. Sie wohnt hier gleich um die Ecke. Sie kommt ursprünglich aus Italien, also haben sie auch einen Bezug zu Europa und können sich ganz gut vorstellen, wie anders das für mich hier ist. Immer wenn sie hier ist erzählt sie mir tausend Sachen und redet ganz viel mit mir. Nur leider vergisst sie immer wieder wie ich heiße und wenn ich ihr erzähle, was ich am Wochenende mache, muss ich ihr danach alles nochmal erzählen.
Die Familie hat auch deswegen noch einen Bezug zu Europa, weil Adrianas Bruder, den ich auch schon einmal getroffen habe, in Wien Geige studiert hat und ihre Schwester einen deutschen Mann hat.
Am Wochenende fragen Marcos und Adriana mich meistens, was ich denn vorhabe und schlagen mir einige Sachen vor, die wir zusammen machen können, falls ich noch keine Pläne habe.
Auch was das weggehen angeht, lassen sie mir alle Freiheiten. Ich soll immer das tun, wozu ich Lust habe.
Wir Freiwilligen treffen uns relativ oft abends. Es sind nicht immer alle dabei, aber es gibt dann oft abends eine kleine Gruppe, die noch in ein Restaurant oder eine Bar geht. Ich habe das Glück, dass ich im Zentrum wohne und zu den meisten Treffpunkten, zusammen mit Johannes, der wohnt hier gleich um die Ecke, zu Fuß gehen kann. Die meisten anderen müssen dann mit dem Taxi fahren.
Der Nachteil am Zentrum ist die Lautstärke. Von meinem Fenster kann ich direkt auf eine Disko gucken, die nur einen Außenbereich hat und bei der es freitags immer gegen 14 Uhr losgeht. Außerdem sind die Fenster nicht ganz dicht, sodass man viel von der großen Straße hört. Aber zum Glück habe ich Ohropax, sodass ich meistens doch ganz gut schlafen kann.
Hier in Bolivien gibt es ein paar Dinge, die man beachten muss: Man darf kein Leitungswasser trinken, Man darf kein Toilettenpapier ins Klo werfen, weil die Leitungen zu klein sind, dafür gibt es immer einen Eimer neben dem Klo und vor allem als Frau sollte man nicht alleine im Dunkeln unterwegs sein. Schon am Tag habe ich manchmal das Gefühl, dass mir alle hinterher gucken. Es kommt auch schonmal vor, dass mir hinterhergepfiffen oder -gerufen wird. Blonde und so hellhäutige Menschen gibt es hier schon sehr wenig. Deswegen würde ich hier in der Stadt auch niemals kurze Hosen tragen, weil mir die Leute nochmehr hinterherstarren würden. Das ist mir dann doch zu unangenehm. Man merkt schon den Unterschied, wenn man ein T-Shirt trägt oder ein ärmelloses Top. Ich muss mich wohl einfach noch dran gewöhnen, dass ich hier anders bin.

Auch die Arbeit im Centro Manuela Gandarillas, macht immernoch Spaß. Es ist schön zu merken, dass sich die Kinder freuen, wenn ich komme und Spaß am musikmachen haben. Auf das Konzert im November wird fleißig hingearbeitet. Leider fallen noch ca 1 1/2 Wochen Probenzeit aus, weil hier ständig irgendwelche Feste sind und an den Tagen dann kein richtiger Unterricht ist. Morgen und Übermorgen wird zum Beispiel der Geburtstag der Schule gefeiert.
Ab dieser Woche habe ich auch noch eine Arbeit. Clara (wir machen zusammen das Musikprojekt in der Schule) und ich wurden gefragt, ob wir noch in einem Waisenhaus arbeiten wollen, in dem es keinen Musiklehrer gibt. Die haben dort einige Instrumente und manche Kinder können auch das ein oder andere spielen. Da wir sowieso noch für ein paar Nachmittage eine Beschäftigung gesucht haben, kam das Angebot sehr gelegen. Wir arbeiten dort nun noch Dienstag, Mittwoch und Donnerstag jeweils so 3 Stunden. Bei dieser Arbeit haben wir ziemlich viele Freiheiten, weil die einfach froh sind, dass dort wieder Freiwillige sind, die Musik machen. Ich bin gespannt, wie das da so laufen wird und ob uns die Kinder überhaupt ernst nehmen und wir denen was beibringen können. Wir haben schon ein Paar Lieder rausgesucht. Wir müssen einfach erstmal gucken, wie das da alles abläuft und dann spielt sich das schon ein.
Wenn ich ab jetzt noch 3 Nachmittage arbeite, dann gehen die Wochen bestimmt noch schneller um und die Zeit vergeht wie im Nu...
ebo22 - 1. Okt, 02:05

Es gibt auch ein paar neue Fotos. Auch in "Cochabamba"

auswaerts - 5. Okt, 20:25

fotos

bisschen schade, dass man bei twoday immer noch nciht die fotos direkt kommentieren kann, wenn man sie nicht selber reingestellt hat.
nett finde ich das selbstportrait von dir und deinem gastbruder. er sieht ein bisschen frech aus, aber niedlich-frech.
was für musik haben die leute in traditioneller kleidung auf dem fest gespielt? sie erinnern mich an die leute mit den panflöten in den fußgängerzonen, aber vielleicht ist ihre musik ganz anders. gibt es einen youtube-link mit ähnlichen klängen?
es sind recht viele plattenbauten zu sehen auf den cochabamba-fotos. ist das charakteristisch auch für andere städte und orte in bolivien, die du bisher gesehen hast?
bin gespannt auf eine antwort bei gelegenheit. lg, schönes WE!
ebo22 - 8. Okt, 23:27

Ich habe leider keine Musik bei Youtube gefunden, die ähnlich ist wie die, die sie hier gespielt haben.
Plattenbauten gibt es in den größeren Städten ganz viel. Das sind dann auch oft die etwas besseren Wohnungen, weil die immer einen an der Rezeption sitzen haben. Was nicht heißt, dass die normalen Häuser schlecht sind...
almutti - 1. Okt, 15:37

Wer oder was ist denn Manuela Gandarillas? Hab ich da was überlesen?

almutti - 1. Okt, 17:04

hab die antwort selbst gefunden.
almutti - 1. Okt, 22:23

Der Regenbogen ist ja Wahnsinn!!!!!!!!!!!!!!

auswaerts - 5. Okt, 20:12

schön, zu lesen, dass Du Dich gut eingelebt hast und Deine gastfamilie magst! dass das mit dem dollen hinterhergegucke und -gepfeife befremdlich ist, kann ich mir gut vorstellen. aber kann man wohl nix machen, exotin ist exotin ;) genieß trotzdem die zeit :)

vielleicht habe ich es übersehen - aber habt ihr jetzt schon blind fußball gespielt?

ebo22 - 8. Okt, 23:37

Ich habe bisher bei Goalball nicht mitgespielt, aber zugeguckt. Dabei geht es ganz schön zur Sache und der Ball ist ziemlich hart. Es gibt 2 Mannschaften mit jeweils 3 Personen. Jede Mannschaft muss versuchen den Ball hinter die gegnerische Mannschaft zu werfen um ein Tor zu machen. Der Ball ist dabei mit Glocken gefüllt, sodass sie den auch hören können. Manche schmeißen sich da richtig vor den Ball, sodass ich mich wunder, dass die sich nicht verletzen, weil das bei uns in der Schule auf Stein gespielt wird. Aber die Spieler tragen alle Knieschützer.
Mal sehen, ob ich das auch noch irgendwann spielen werde...

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